Bericht in der SZ zum 1-Jährigen Jubiläum

WALCKER NG feiert 1-jähriges Jubiläum –
der vollständige Bericht aus der Schwäbischen Zeitung

Isny/Allgäu, 01. September 2020 – Der Schock über die Insolvenz der Druckerei Walcker GmbH und Co. KG im Frühjahr 2019 ist bei den Mitarbeitern verflogen. Er hat sich in eine positive Stimmung gewandelt. Und Walter Adam, der neue Geschäftsführer der Walcker NG GmbH, berichtet von einem „sehr erfolgreichen ersten Quartal 2020“ .

Er und seine Familie, die in Bruchsal eine weitere Rollenoffset-Druckerei mit 66 Mitarbeitern, darunter sieben Auszubildende, erfolgreich betreiben, kamen diesen Dienstag nach Isny, um mit der Walcker-Belegschaft den ersten (Wieder-)Geburtstag zu feiern und sich persönlich bei den Mitarbeitern für ihr Durchhalten und ihren Einsatz unter der neuen Führung zu bedanken.

31 neue Mitarbeiter eingestellt

„Wir haben seit der Übernahme am 1. September 2019 bis zum 1. September 2020 insgesamt 31 Mitarbeiter neu eingestellt, darunter fünf Aushilfen“, schildert Walter Adam den Wiederaufbau einer schlagkräftigen Mannschaft nach dem jahrelangen Niedergang: „Begonnen haben wir vor einem Jahr mit 67 Mitarbeitern, und heute sind wir bereits 84 Kolleginnen und Kollegen.“ Dabei sei auch gelungen, teils langjährige und erfahrene Mitarbeiter zu einer Rückkehr nach Isny zu motivieren, die während der Insolvenzphase 2019 gekündigt hatten und in andere Firmen gewechselt waren.

„Besonders freuen wir uns, dass wir vier talentierte Auszubildende in den Bereichen ,Mediengestalter Digital und Print’ sowie ,Medientechnologe Druck’ für unser Unternehmen gewinnen konnten“, hebt die Betriebsratsvorsitzende Ilona Blender hervor und betont: „Es ist das erste Mal seit über zehn Jahren, dass bei Walcker wieder ausgebildet wird.“ Überhaupt habe sich die Unternehmenskultur „um 180 Grad gedreht“.

Ein Betriebselektriker wird noch dringend gesucht

Ein wichtiger Baustein, der aktuell noch fehle, sei ein weiterer Elektriker oder Mechatroniker für die Betriebstechnik: „Wir sind aktiv auf der Suche“, betonte Walter Adam bereits Mitte Juni im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“; fündig geworden ist er bis heute noch nicht.

Denn die Familie Adam möchte – im Gegensatz zur Geschäftspolitik der zurückliegenden Jahre, als immer mehr Aufgaben, die nicht direkt mit dem laufenden Druckbetrieb zu tun hatten, an Fremdfirmen und externe Dienstleister „outgesourced“ wurden – das technische Knowhow wieder direkt im Unternehmen bündeln. Wie in früheren Jahrzehnten, als Walcker gemeinsam mit Druckmaschinenherstellern im laufenden Betrieb sogar Prototypen und Patente entwickelte, die für die gesamte Branche wegweisend waren und den hervorragenden Ruf der Isnyer Druckerei begründet hatten. Dank dieser Historie sei dieses Jahr sogar „ein Falzapparat-Spezialist von MAN Roland“ zu Walcker gewechselt, schildert Walter Adam.

„Komplette Neuausrichtung“ mit einem „Management-Board“

Damit einher ging „die komplette Neuausrichtung nicht nur in der Führungsebene, sondern im ganzen Unternehmen“: Aus bewährten Mitarbeitern mit unternehmerischem Engagement wurde ein sogenanntes „Management-Board“ gegründet – jeweils ein Verantwortlicher für Personal, Einkauf, Vertrieb, Auftragsleitung, Produktion und Betriebstechnik, die laut Adam „weitgehend selbst entscheiden “, was für den laufenden Betrieb erforderlich ist.

Einmal pro Woche stimme das Management-Board seine Entscheidungen mit der neuen Eigentümerfamilie ab, über Zahlen werde einmal im Monat gesprochen, mehr sei nicht notwendig, sagt Walter Adam: „Ich hätte viel mehr Arbeit für uns erwartet, aber wir können die Mitarbeiter nur loben: Wir reden über alles ganz offen, es gibt nichts zu kontrollieren, es wäre sogar töricht, den erfahrenen Leuten reinzupfuschen, die Belegschaft macht mit, die Leute arbeiten fantastisch, es macht allen Spaß, es läuft wirklich sehr gut, wir sind angenehm überrascht und glücklich“, schwärmen die neuen Gesellschafter. Der Abstecher am Dienstag von Bruchsal ins Allgäu soll denn auch ein Dankeschön an die Isnyer Belegschaft sein, untermauert mit schwarzen „Walcker-Polo-Shirts“.

Erste Investitionen von rund 800 000 Euro

Denn vergangenes Jahr standen die neuen Eigentümer nach eigener Aussage vor „enormen Investitionsstaus – aber das war uns klar“. Um an jeder der vier Rollendruckmaschinen „die Baustellen“ aufzulösen, seien für Reparaturen, neue Software sowie Steuer- und Regeltechnik allein ab dem 1. September 2019 bis zum Jahresende 2019 rund 300 000 Euro investiert worden. Dieses Jahr soll noch einmal mindestens eine halbe Million Euro folgen, „um effizienter und noch wettbewerbsfähiger zu werden“, blickt Adam voraus.

So wird mit dem Weltunternehmen Kodak aktuell die Druckplattenproduktion revolutioniert, um in diesem Bereich den Einsatz von Energie und Chemikalien sowie den Anfall an „Sondermüll“ drastisch zu reduzieren. Allein dieser Invesition schreiben die neuen Eigentümer ein Sparpotenzial im sechsstelligen Bereich zu. Eine zweite Überlegung kreist um eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der Werkshallen, um die „Grundlast von 20 Prozent“ des Energiebedarfs mit selbst produziertem Strom abzudecken.

Synergieeffekte mit der Familien-Druckerei in Bruchsal

Finanzielle Spielräume ergeben sich, weil Synergieeffekte zwischen Isny und Bruchsal genutzt werden können: „Buchhaltung und Vertriebsleitung wurden zusammengelegt, wobei wir niemand entlassen haben“, betont Walter Adam, „und auch in der neuen, gemeinsamen Verwaltung und Einkauf haben wir sehr viel Potenzial heben können“.

Das alles habe sich niedergeschlagen in einem „sehr guten ersten Quartal 2020“, mit dem Walcker „Gott sei Dank gestärkt“ in die Corona-Krise gegangen sei, in der „ab Ende März und im April die Umsätze nach unten gingen und die Kunden nur verhalten“ Aufträge erteilt hätten. Auch mussten Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt werden, was aber schon im August „kein Thema mehr war – momentan sind wir wieder voll drin“, sagt Walter Adam zur aktuellen Auftragslage.

Für 2020 rechnet die Familie Adam mit schwarzen Zahlen

Trotz Pandemie, Lockdown und damit einhergehendem Auftragsrückgang – Walcker druckt in der Hauptsache für Handelsketten Werbebeilagen in Tageszeitungen – habe sich auch das zweite Quartal im positiven Bereich bewegt. Und in den Monaten Juli und August seien erfreulicherweise die Umsätze wieder nach oben gegangen, „und wir rechnen mit einer weiteren Erholung der Werbewirtschaft“, sagt Adam.

Auch fürs dritte und vierte Quartal rechnet er „mit steigenden Umsätzen, sodass wir das Jahr 2020 mit einem positiven Ergebnis abschließen wollen“. Sahnehäubchen wären Druckaufträge „zwischen 150 000 und 300 000 Stück von Mittelständlern“, die rund um den neuen Standort Isny neu akquiriert werden sollen: „Wir wollen mit der Region wärmer werden“, sagt Walter Adam.

Bild & Text:
© Schwäbische Zeitung, Tobias Schumacher
Zum Artikel: www.schwaebische.de

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